Welche Kosten entstehen bei einem Testament?
Hier erfahren Sie, welche Gebühren bei einem notariellen Testament auf Sie zukommen können, welche zusätzlichen Kosten im Zusammenhang mit der Testamentserstellung auftreten können und warum es ratsam ist, rechtlichen Rat einzuholen, um sicherzustellen, dass Ihr letzter Wille ordnungsgemäß umgesetzt wird.
Wozu sollten Sie ein Testament aufsetzen?
Das Testament regelt im Falle eines Todes die Erbfolge. Bei Verstorbenene ohne Testament, wird die Erbfolge gemäß den gesetzlichen Regelungen bestimmt. Diese sieht wie folgt aus:
- Paar war unverheiratet: zunächst erben die Kinder, falls vorhanden.
- Wenn keine Kinder vorhanden sind, dann erben die Eltern
- Wenn keine Eltern vorhanden sind, dann die Geschwister.
Bei verheirateten Personen erbt der Ehepartner nach den gesetzlichen Vorgaben, abhängig vom Güterstand.
In Zeiten steigender Erbschaftssteuer und komplexer Familienkonstellationen, wie Patchworkfamilien, reicht die gesetzliche Erbfolge oft nicht mehr aus, um den heutigen Lebensrealitäten gerecht zu werden. Daher sind individuell angepasste und rechtlich abgesicherte Nachfolgeregelungen, in Form eines Testaments, erforderlich. Bei der Erstellung wird der Wille des Erblassers durch den Notar ermittelt und in einem rechtssicheren Dokument festgehalten, das anschließend notariell beurkundet wird.
Was kostet ein notarielles Testament und warum lohnt sich die Investition?
Die Kosten für ein notarielles Testament sind im Gerichts- und Notarkostengesetz (GNotKG) festgelegt. Daher sind die Gebühren bei jedem Notar in Deutschland identisch. Die Gebühren richten sich nach dem Wert des Nachlasses zum Zeitpunkt der Testamentserstellung. Zudem ist es relevant, ob ein Einzeltestament oder ein gemeinschaftliches Testament (z.B. bei Ehepaaren) errichtet wird. Für ein Einzeltestament wird eine 1,0-fache Gebühr, für ein gemeinschaftliches Testament eine 2,0-fache Gebühr erhoben.
Im Allgemeinen gilt: Je höher das Vermögen, desto höher die Kosten. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Gebühren für ein notarielles Testament:
Nachlasswert | Einzeltestament (1,0-fache Gebühr) | Gemeinschaftliches Testament (2,0-fache Gebühr) |
---|---|---|
10.000,00 € | 75,00 € | 150,00 € |
25.000,00 € | 115,00 € | 230,00 € |
50.000,00 € | 165,00 € | 330,00 € |
100.000,00 € | 285,00 € | 570,00 € |
250.000,00 € | 535,00 € | 1.070,00 € |
500.000,00 € | 935,00 € | 1.870,00 € |
750.000,00 € | 1.335,00 € | 2.670,00 € |
1.000.000,00 € | 1.735,00 € | 3.470,00 € |
1.250.000,00 € | 2.135,00 € | 4.270,00 € |
1.500.000,00 € | 2.535,00 € | 5.070,00 € |
1.750.000,00 € | 2.935,00 € | 5.870,00 € |
2.000.000,00 € | 3.335,00 € | 6.670,00 € |
2.250.000,00 € | 3.735,00 € | 7.470,00 € |
2.500.000,00 € | 4.135,00 € | 8.270,00 € |
2.750.000,00 € | 4.535,00 € | 9.070,00 € |
3.000.000,00 € | 4.935,00 € | 9.870,00 € |
3.250.000,00 € | 5.335,00 € | 10.670,00 € |
3.500.000,00 € | 5.735,00 € | 11.470,00 € |
3.750.000,00 € | 6.135,00 € | 12.270,00 € |
4.000.000,00 € | 6.535,00 € | 13.070,00 € |
4.250.000,00 € | 6.935,00 € | 13.870,00 € |
4.500.000,00 € | 7.335,00 € | 14.670,00 € |
4.750.000,00 € | 7.735,00 € | 15.470,00 € |
5.000.000,00 € | 8.135,00 € | 16.270,00 € |
Vorteile eines notariellen Testaments
Damit der letzte Wille des Erblassers auch tatsächlich umsetzt wird, ist es wichtig, Fehler oder Unklarheiten zu vermeiden. Diese treten häufig in handschriftlich-erstellten Testamenten auf, die am Ende vom Ersteller unterschrieben werden (bei Eheleuten von beiden Parteien). Allerdings kann nur ein rechtlich einwandfreies und klar formuliertes Testament sicherstellen, dass der letzte Wille des Erblassers auch tatsächlich umgesetzt wird. Ist ein handschriftliches Testament unwirksam, gilt die gesetzliche Erbfolge und führt zudem zu erheblichen Kosten.
Ein sorgfältig erstelltes notarielles Testament kann auch Kosten für andere Maßnahmen einsparen, wie:
- Einen Erbschein: Ein notarielles Testament reduziert oft die Notwendigkeit eines Erbscheins, da es als gültiger Nachweis der Erbberechtigung dient.
- Einen Nachlassverwalter oder -pfleger: Ein notarielles Testament kann dabei helfen, die Notwendigkeit eines Nachlassverwalters zu vermeiden.
- Einen Testamentsvollstrecker: Der Aufwand für die Nachlassregelung kann durch ein gut formuliertes Testament minimiert werden.
- Mögliche gerichtliche Auseinandersetzungen: Ein präzises Testament verringert die Wahrscheinlichkeit von Streitigkeiten, die zu zusätzlichen Kosten führen können.
Beachten Sie: Das deutsche Erbrecht ist komplex, und je nach Wohnsitz im Ausland könnten auch internationale Rechtsfragen zu berücksichtigen sein. Wer ohne fundierte Kenntnisse ein Testament verfasst, riskiert, dass der Nachlass nicht wie gewünscht verteilt wird oder höhere Erbschaftsteuern anfallen.
Typische Fehler bei der Erstellung eines Testaments
Fehler bei der Erstellung eines Testaments können dazu führen, dass dessen Gültigkeit infrage gestellt wird oder es zu Streitigkeiten kommt. Folgend die häufigsten Erstellungsfehler:
Ungültiges Testament durch Formfehler oder fehlende Testierfähigkeit
Ein Testament kann ungültig sein, wenn es formale Fehler enthält oder Zweifel an der Testierfähigkeit des Erblassers bestehen.
Mögliche Folge: die gesetzliche Erbfolge greift.
Unklare Formulierungen, Irrtümer und Anfechtungen
Unklare oder mehrdeutige Formulierungen im Testament können zu Problemen führen, z. B. durch Missverständnisse oder rechtliche Anfechtungen. Anfechtungsgründe können von nicht oder unzureichend Bedachten geltend gemacht werden.
Mögliche Folge: gerichtlichen Auseinandersetzungen.
Enterbung von Kindern und Pflichtteilsansprüche
Wenn Kinder enterbt werden sollen, z. B. durch ein Berliner Testament, sollten potentielle Fallstricke berücksichtigt werden. Kinder könnten ihren Pflichtteil einfordern, was finanzielle Schwierigkeiten für den überlebenden Ehegatten verursachen könnte. Eine sogenannte „Pflichtteilsstrafklausel“ kann hier Abhilfe schaffen.
Erbengemeinschaften
Wenn ein Erblasser mehrere Personen als Erben einsetzt, entsteht eine Erbengemeinschaft, die gemeinschaftlich über den Nachlass entscheidet. Dies kann zu Streitigkeiten führen, insbesondere wenn die Erben sich nicht einig sind.
Pflichtteilsrechte
Pflichtteilsberechtigte können ihren gesetzlichen Pflichtteil einfordern, was finanzielle Belastungen für die Erben mit sich bringen kann. Hier ist es wichtig, das Testament strategisch zu gestalten, um Pflichtteilsansprüche zu minimieren oder zu umgehen.
Weitere Kosten im Zusammenhang mit einem Testament und Erbfall
Kosten für einen Testamentsvollstrecker
Wurde eine Testamentsvollstreckung angeordnet, hat der Testamentsvollstrecker Anspruch auf eine Vergütung. Diese richtet sich nach dem Nachlasswert und kann anhand der „Rheinischen Tabelle“ ermittelt werden.
Kosten für ein Testamentsvollstreckerzeugnis
Ein Testamentsvollstrecker benötigt ein Testamentsvollstreckerzeugnis, das vom Nachlassgericht ausgestellt wird. Die Kosten richten sich nach dem GNotKG.
Nachlasswert | Kosten für 1,0 Gebühr |
---|---|
500,00 € | 15,00 € |
1.000,00 € | 19,00 € |
5.000,00 € | 45,00 € |
10.000,00 € | 75,00 € |
50.000,00 € | 165,00 € |
100.000,00 € | 273,00 € |
500.000,00 € | 935,00 € |
1.000.000,00 € | 1.735,00 € |
2.000.000,00 € | 3.335,00 € |
Erbschein
Die Kosten für die Beantragung eines Erbscheins richten sich ebenfalls nach dem Nachlasswert. Ein notarielles Testament kann die Notwendigkeit eines Erbscheins vermeiden.
Gerichtskosten
Kommt es zu einem Erbstreit, fallen Gerichts- und Anwaltskosten an. Die Kosten eines Gerichtsverfahrens richten sich nach dem Streitwert, der dem Wert des umstrittenen Nachlasses entspricht. Ein notarielles Testament kann solche Streitigkeiten verhindern oder zumindest minimieren.
Fazit: Testament anlegen lassen und absichern
Ein notarielles Testament bietet Rechtssicherheit und kann im Erbfall Kosten und Streitigkeiten vermeiden. Die Investition in ein notarielles Testament kann sich langfristig auszahlen, indem es sicherstellt, dass der letzte Wille des Erblassers wie gewünscht umgesetzt wird. Ein Notar kann individuelle Wünsche und Bedürfnisse im Testament berücksichtigen und rechtlich einwandfreie Regelungen treffen.